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Woher sie
kamen
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Im Kehdinger Land
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mehr Bilder |
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Ratsherr Jacob Selm
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Die
authentische
Geschichte der
Familie Sillem beginnt im
16. Jahrhundert. Die Brüder Jacob
Selm
(1517-1584) (s. Abb.) und Heyn
Sylm
(?-1565) zog
es, aus dem Kehdinger Land kommend, über den Elbefluss in die
Freie Reichs- und
Hansestadt Hamburg. Hier taten sich die beiden als erfolgreiche
Kaufleute
hervor. Angenommen wird, dass sich holländische Vorfahren
im
14. oder 15. Jahrhundert im Lande Kehdingen
ansiedelten. Damals umdeichten niederländische und friesische
Bauern das sumpfige
Marschland der Süderelbe und gewannen so fruchtbares
Ackerland. In
dörflichen
Kirchenbüchern finden sich dann auch Namen wie Silm,
Zelm und
Selm.
Möglicherweise stammt die Familie ursprünglich aus
der Gegend
um Zelhem,
einem
bereits aus dem 9. Jahrhundert bekannten Handelsstädtchen, das
im
Osten
Hollands gelegen ist. Sein Name wandelte sich im Laufe der Jahrhunderte
von Selhelm,
Zeelen,
Zelm,
Zillem bis
hin zum heutigen Zelhem.
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Mit Hamburg
verbunden
Jacob und Heyn
heirateten Damen
alteingesessener
Ratsfamilien. Und auch Jacob selbst bestimmte man im Jahre 1560 zum
Ratsherrn
der Stadt. Bruder Heyn erreichte dagegen kaum das 50. Lebensjahr. Vermutet
wird, dass er an der Pest zugrunde ging. Da beide Söhne
zeugten,
gelten sie bis
heute als die Gründer zweier Sillemscher
Familienstämme. Aus
diesen gingen
bedeutende Persönlichkeiten der Stadt hervor. So stellte die Familie unter
anderem 2 Bürgermeister, 9 Ratsherrn, 15 Richter, 7
Kämmereibürger, 11 Bancobürger
und 14 Waisenhausbürger. Im Rathaus kann der
Besucher
Bildnisse
von Ratsherrn
und Bürgermeistern betrachten, und das Sillemsche Wappen
schmückt neben anderen
die prächtige Fassade. Söhne und Enkel von Heyn Sylm
waren
Tuchhändler und
gehörten als solche der städtischen Oberschicht an.
Die
Mehrzahl der Jacobschen
Nachfahren wurden Fernkaufleute. Sie ließen ihre Handelswaren
bis
hin zur
iberischen Halbinsel verschiffen und trieben mit ihren Partnern in
Flandern,
Holland und England Im- und Export. Einer von Jacobs Enkeln hatte in
Basel
Rechtswissenschaft studiert. Er war der erste Jurist der Familie. Ihm
folgten
circa 20% aller Nachfahren. Bis ins 19. Jahrhundert hinein lebten die
Angehörigen beider Stämme in Hamburg.
Persönlich eng
miteinander verbunden und
verschwägert, führten sie ein und dasselbe
Familienwappen.
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Über Hamburg
Hamburg
im Bild
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Nicolaus Sillem
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Unruhestifter in der Stadt
Da
waren am Ende
des 17. Jahrhunderts zwei einflussreiche Kaufleute, die die Macht im
republikanischen
Stadtstaat an sich rissen. Der eine hieß Hieronymus
Snitger (1648-1686).
Er war
mit einer Cäcilia
Sillem
(?-1681) verheiratet. Nachdem der regierende
Bürgermeister die Flucht ergriffen hatte, schlossen sich viele
der
Bürgerschaftler (Parlamentarier) den beiden an. Sie jagten
Ratsherrn aus dem
Amt, setzten neue ein und regierten munter drauf los. Der geschasste
Bürgermeister gewann den Herzog von Lüneburg und
Celle
für eine Gegenattacke.
Truppen setzten sich in Richtung Hamburg in Bewegung. Das Ziel: den
alten
Bürgermeister wieder in sein Amt zu heben, und die beiden
Revoluzzer hinter Schloss
und Riegel zu bringen. Die
ersuchten den Dänenkönig,
dessen
Einflussbereich bis
vor die Tore Hamburgs reichte, den Einzug der Lüneburger zu
verhindern. Dem kam
die Bitte sehr gelegen, waren doch die Dänen seit langem
bestrebt,
die Stadt in
ihr Reich einzuverleiben. Als die Hamburger von dem Handel erfuhren,
öffneten
sie den Lüneburgern die Tore und sperrten die beiden Kaufleute
ein. Die Rache
des wieder eingesetzten Bürgermeisters folgte umgehend: Sie
wurden
gefoltert
und anschließend enthauptet. Cäcilia hatte
glücklicher
Weise bereits fünf Jahre
zuvor das Zeitliche gesegnet. Anhänger der beiden wurden mit
hohen
Strafen
belegt. So auch der Advokat Nicolaus
Sillem (1649-1721). Er musste 10 000 Taler
Strafgebühr entrichten und mit Ehefrau und fünf
Kindern die
Stadt verlassen.
Doch im Königreich Dänemark führte er als
Richter
vermutlich ein behagliches
Leben.
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Ratsherr
Hieronymus Sillem
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Aus dem Amt gejagt
Die
innerstädtischen Unruhen setzten sich fort. So verlor der
Kaufmann
und Reeder Hieronymus
Sillem (1648-1710) nicht nur seinen ihm auf Lebzeiten
zugesicherten Ratssitz,
sondern musste außerdem zur Kenntnis nehmen, dass ein
Gerichtsvoigt seine
Ehefrau bezichtigte, einen ihrer Knechte vergiftet zu haben. Die Dame
obsiegte
vorm Niedergericht und der Denunziant wurde mit der Schandglocke aus
der Stadt
getrieben. Anno 1696 hatte die Kaiserliche Gesandtschaft den Rat
aufgefordert, einen Bürger namens Rees festnehmen
zu lassen.
Damit beauftragt
wurde der Ratsherr Hieronymus Sillem,
ältester Gerichtsverwalter der Stadt. Freunde des Arrestanten
empörten
sich darüber und beantragten beim Rat und bei den Oberalten
dessen
sofortige
Freilassung. Es widerspräche der Hamburger Verfassung, einen
Bürger festzunehmen,
wenn jener bereit sei, eine Kaution zu zahlen. Der Rat reagierte
sofort, und
schickte den Bürger Rees wieder nach Hause. Dem reichte das
Entgegenkommen
nicht aus. So übergab er der Bürgerschaft ein
Bittgesuch, in
welchem er
beantragte, den Ratsherrn Sillem zu suspendieren. Die
Bürgerschaft
stimmte dem
zu und forderte den Rat auf, der Bitte zu folgen. Der verweigerte den
Antrag
mit dem Hinweis, dass Sillem in seinem Auftrag gehandelt habe. Er
selbst habe
Rede und Antwort gestanden und die schriftliche Anordnung vorgelegt,
die er vom
Rat bekommen habe. Daraufhin beriefen die Bürger in ihren
Kirchspielen
(Stadtgemeinden) Versammlungen ein und beantragten mit Erfolg die
Absetzung des
Ratsherrn. Doch die Regierenden akzeptierten die Abstimmungsergebnisse
nicht
und wiesen darauf hin, dass nur sie allein über einen solchen
Vorgang
entscheiden könnten.
Bei einer nächsten
Versammlung forderte man den Rat auf, einen Nachfolger für
Sillem
zu bestimmen,
weil ihn die Kirchspiele abgesetzt hätten. Der Rat lehnte
wiederum
ab. Die
Folge: In den Kirchspielen wurde ein neuer Ratsherr gewählt.
Der
gab zur
Kenntnis, dass er das Amt nur dann übernähme, wenn
auch der
Rat ihn wählen
würde. Der lehnte wiederum ab. Daraufhin kündigte die
Bürgerschaft dem Rat an,
ihm so lange keine Gelder mehr zu bewilligen, bis er sich
füge.
Nach etlichen
Wortwechseln zogen die Bürger des Nachts um 3 Uhr
unverrichteter
Dinge ab. Über
seinen Gesandten schaltete sich nun auch der Kaiser in die Zwietracht
ein. Doch
der Rat ließ sich nicht beirren. Fünf Wochen
später
berief er eine
Bürgerschaftssitzung ein. In ihr bot er das Folgende an: Wenn
die
Bürger auf
eine Amtsenthebung des Sillem verzichteten, dann wolle man ihren
Kandidaten
ebenfalls zum Ratsherrn ernennen. Die Bürger lehnten ab. Ihre
Antwort: Entweder
solle Sillem abgesetzt werden, oder die folgenden Sanktionen
würden verhängt:
- Der Rat solle ein Jahr lang kein
Salär beziehen.
- Steuereinnahmen
sollten nicht dem Rat, sondern den Oberalten überlassen werden.
Der Rat beharrte dennoch auf seiner
Ablehnung. Daraufhin beschlossen
die Bürger, dass die Regierenden das Rathaus erst dann
verlassen
dürften, wenn sie
sich der Forderung der Bürgerschaft fügten. Man
schickte die
Ratsdiener
nachhause und beorderte einige der Bürger als Wache vor die
Ratsstube. Am nächsten
Morgen gegen 8 Uhr verzogen die sich unverrichteter Dinge. Am folgenden
Tag
berief dann der Rat die nächste Bürgerschaftssitzung
ein und
schlug vor, Sillem
zwar den Ratssitz zu belassen, ihm aber das Richteramt zu entziehen.
Die Bürger
lehnten wiederum ab und verriegelten aufs Neue alle Türen.
Drei
Stunden später
wurde Sillem seines Amtes enthoben, und der von den Bürgern
Erwählte trat die
Nachfolge an.
12 Jahre
später
veranlasste die vom Kaiser eingesetzte Hohe Kommission den Rat, Sillem
wieder
in seinen Ehrenstand zu versetzen. Er solle seinen Ratssitz erneut
einnehmen
und auch das Salär von 6000 Reichstalern erstattet bekommen,
das
man ihm 12
Jahrelang vorenthalten habe. Also wurde er am 11. März 1709
zum
Rathaus
gebeten. Zwei jüngere Bürger, nämlich sein
Sohn Garlieb
und ein Herr Rumpff
ließen die Staatskarosse zu seinem Haus kutschieren und
holten
den Rehabilitierten
ab.
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Bürgermeister
Garlieb Sillem

Gedenkmünze
für den Bürgermeister

Hamburg 1750
(Quelle: http://www.historic-maps.de/)
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Garlieb Sillem beim Kaiser in Wien
Hieronymus Sillem hatte einen Sohn. Es war der Jurist und
spätere Bürgermeister Garlieb Sillem (1676-1732). Es folgt ein spektakuläres
Ereignis, das sich während seiner Amtszeit zugetragen hat:
Bereits im 16. Jahrhundert hatte sich die Hamburger
Stadtregierung zum Protestantismus bekannt. Katholische Gottesdienste durften
seit dem nur noch auf den Territorien katholischer Gesandtschaften zelebriert
werden. So auch auf dem Gesandtschafts-Terrain des Wiener Hofes. Wegen des
hohen Andrangs veranlasste der Gesandte, den vorhandenen Kapellenbau zu
erweitern. Das widersprach den Vorstellungen protestantischer Pastoren. Von den
Kanzeln wiegelten sie ihre Gläubigen massiv gegen das Bauvorhaben auf. Die
Folge: Der Pöbel schlug alles kurz und klein, die Kapelle und auch das
Gesandtschafts-Interieur. Ratsregierung und Polizei hielten sich bedeckt. Als
man wenig später dem Kaiser den Vorfall unterbreitete, befahl der eine
hochrangige Ratsdelegation kniefällig vor seinen Thron. Sollte dies in
absehbarer Zeit nicht erfolgen, würden kaiserliche Truppen Hamburg besetzen und
die Schuldigen vor Gericht stellen lassen.  Garlieb Sillem reiste zum Kaiser
Karl VI. nach Wien. In seiner Begleitung befanden sich ein Ratsherr und zwei
Oberalte. Aus Hamburg ebenfalls auf den Weg geschickt: Ein Fass voller Heringe
und Sekt für die Majestäten. Nachdem der Bürgermeister kniefällig die
Kaiserliche Gnade angefleht und die Reue der Stadt ausgesprochen hatte, befahl
die Majestät, sich wieder zu erheben. Sodann schenkte er der Stadt erneut seine
Gnade, weil Rat und Bürgerschaft ernstlich Reue bezeugt hätten. Kaiser und
Kaiserin hätten danach huldvoll erzählt, dass es die ersten Heringe gewesen
seien, die sie in diesem Jahr bekommen hätten.
Danach soll der Kaiser befohlen haben, den Bürgermeister zur
Kaiserlichen Tafel zu bitten. Der Überbringer der Einladung habe dazu
untertänigst bemerkt, dass Majestät keine Bürgerlichen an seiner Tafel dulde.
Darauf der Kaiser:
„Dann adelt ihn
gefälligst!“
Doch Garlieb soll bedauernd zur Kenntnis gebracht haben,
dass es ihm als Hamburger Bürger verwehrt sei, geadelt zu werden. Dies
entspräche einem ungeschriebenen, seit Jahrhunderten bestehenden Gesetz. Dazu
der Kaiser:
„Dann adelt’s ihn
gefälligst für den heutigen Abend.“
Der Bürgermeister habe die Einladung daraufhin untertänigst
angenommen. Der Kniefall, die Heringe und die Höhe der Strafgebühr besänftigten
den Monarchen. Volle drei Monate dauerten die Verhandlungen. Erst dann konnte
die Delegation die Heimreise antreten.
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Bürgermeister
Martin Garlieb Sillem

Gedenkmünze
für den Bürgermeister
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Martin Garlieb Sillem bei Napoleon
Ein
Enkel des
Bürgermeisters Garlieb Sillem erwies sich als begabter
Kaufmann
und geschickter
Politiker. Sein Name: Martin
Garlieb Sillem (1769-1835) (s. Abb. ). Er
trat als
Lehrling
in das renommierte Handelshaus des Johannes Schuback
(1732-1817)
ein und
brachte es im Laufe der Jahre zum Partner des Seniors. Sein Vetter, Jerôme
Sillem (1768-1833), führte bereits im Alter von
19 Jahren
das ebenfalls
bedeutende Unternehmen Matthiessen
& Sillem. Der Grund: Sein
gichtkranker
Vater war der Aufgabe nicht mehr gewachsen. Jerôme und Martin
Garlieb waren Freunde.
Im Jahre 1810 besetzten Napoleonische Truppen die Städte
Hamburg,
Lübeck,
Bremen und Lüneburg. Der Kaiser führte das von ihm
neu
geschaffene Departement
dem französischen Mutterland zu und bestimmte Hamburg zur
Regional-Metropole. Schon zuvor hatte er mit einer Sperre englische
Schiffe aus
kontinentaleuropäischen
Häfen verbannt. Die Folge: Im- und Export lagen weitgehend
brach.
Viele
Handelshäuser gingen Konkurs. Die Ratsregierungen wurden
entlassen. Dafür
beuteten die neuen Herren die Bevölkerung über hohe
Steuern
aus, raubten den
Firmen ihre Barbestände und beschlagnahmten den Silberschatz
der
Hamburger
Bank. Gemeinsam mit ihren Partnern liquidierten Martin Garlieb und
Jerôme ihre
Firmen, um Vermögen zu retten. Jerôme transferierte
sein
Kapital nach St.Petersburg,
wo er als Finanzberater des russischen Zarenhofes agierte und die
Interessen
eines britisch-holländischen Bankhauses vertrat. Der Name: Hope
& Co,
Amsterdam. Martin Garlieb übernahm die Leitung der von den
Franzosen
gegründeten Handelskammer und führte eine Delegation
von
Fachleuten nach
Dresden, wo er Napoleon vergebens um Rückgabe der geraubten
Schätze bat. Er
wurde vorübergehend inhaftiert. Im Jahre 1814 besiegten
alliierte
Truppen die
Franzosen bei Waterloo. Der Kaiser wurde verbannt und die besetzten
Länder und
Städte von den Okkupanten befreit. So auch die Freie und
Hansestadt Hamburg. Martin
Garlieb begab sich umgehend nach Paris, wo er Rückzahlungen an
seine Stadt
einforderte. Das Resultat befriedigte ihn weniger. Napoleons
Kriegskosten hatte
den Staatshaushalt all zu sehr geschröpft. In jenen Tagen
ernannte
man Martin
Garlieb zum Ratsherrn der neuen Stadtregierung. Die Firma Johannes
Schuback
blühte wieder auf. Der Senior hatte sich aufs Altenteil
zurückgezogen und an seiner
statt Enkel
Johannes Amsinck (1792-1879)
eingebracht. Bis zu seiner Ernennung
zum Bürgermeister führte Martin Garlieb das
Handelshaus.
Danach übernahm der
Junior das Ruder. Erst im Alter von 56 Jahren hatte sich Martin Garlieb
vermählt.
Er starb kinderlos. Sein Neffe, Dr. jur. Dr. med. Hans Wolder Sillem
(1796-1835)
zeugte ebenfalls keine Nachkommen. Er starb im Alter von nur 39 Jahren.
Mit ihm
erlosch der Jacobsche
Familienstamm.
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Bildbeschreibung s. u.*
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Sie fasziniert bis heute
Bedauerlicherweise tritt die Damenwelt im
familiengeschichtlichen Umfeld zumeist nur als „Anhängsel“ der im Vordergrund
wirkenden Ehemänner auf. Damit trifft die Kurzformel Kinder-Küche-Kirche genau den
Punkt. Aber es gab Ausnahmeerscheinungen. Eine davon war Marie Louise Sillem,
geborene Matthiessen (1749-1826). Ihr Vater war Chef eines führenden Hamburger
Handelshauses und die Mutter Angehörige zweier Hugenotten-Familien, die nicht
lange zuvor aus Frankreich übergesiedelt waren. Marie Louises Angetrauter war
Garlieb Helwig Sillem, Sohn eines Hamburger Ratsherrn. Ihn nahm der
Schwiegervater als Partner in sein Unternehmen auf. Die Braut war 21 Jahre
jünger als er. Sie war anmutig, kultiviert, realitätsbezogen und später auch sozial
engagiert. Im Laufe ihres Lebens entwickelte sie sich zu einer charismatischen
Persönlichkeit, von jedermann hoch geachtet und von Vielen geliebt. Marie
Louise gebar nicht weniger als 17 Kinder. Von ihnen erreichten nur neun das
Erwachsenenalter.  Ihr all zu häufiges Wöchnerinnendasein und ihr Kummer über so
viele dahin geschiedene Kinder hat sie erstaunlich gut verkraftet. Geholfen
dabei hat ihr der unerschütterliche Glaube an die Allmacht Gottes.
Marie Louise mit Jerôme
Garlieb Helwig bereitete seiner Eheliebsten ein Leben im
Wohlstand. Ihr zur Seite standen dienstbare Geister, angefangen von der
Kammerzofe, dem Kutscher und den Gärtnern bis hin zum gesamten Hauspersonal.
Das Stadthaus mit seinen Nebengebäuden für Kontore und Lagerräume befand sich
in Hafennähe. Für Hauskonzerte, die Marie Louise veranstaltete, eignete sich
der große Saal. Im Mittelpunkt der Darbietungen standen Händels Oratorien. Der
geniale Musiker lebte damals in London. Die englischsprachigen Texte übersetzte
Louise Reichardt, eine bekannte Liederkomponistin und enge Freundin der
Hausherrin.
Garlieb Helwig starb 73-jährig, tief betrauert von Marie
Louise und den Kindern. Über ihn schrieb die Witwe dereinst:
„… in meinem letzten Brief habe ich ihn (ihren
Sohn Jean) auf die angestrengte Tätigkeit seines Vaters und auf den
ununterbrochen fast in Sklaverei ausartenden Fleiß aller Mitarbeiter im Contoir
aufmerksam gemacht….“
Weil ihr Vater Jahre zuvor verstorben war und der Ehemann
seit langem unter qualvollen Gichtschmerzen litt, übernahm Sohn Jerôme bereits
im Alter von 19 Jahren die Leitung des international agierenden Unternehmens.
Die Mutter verbrachte derweilen viele Monate des Jahres in ihrem wunderschönen
Landhaus und empfing dort neben Töchtern und Söhnen, Schwiegerkindern und
Enkeln Freunde aus dem In-und Ausland. Ein Freund von Johann Wolfgang Goethe
schrieb dem Dichterfürsten unter anderem das Folgende:
„…Kaum in Amsterdam angelangt, sitze ich zu
Tische neben einem Herrn Sillem (Jerôme), und ich erkenne in ihm den Sohn der
würdigsten und reichsten Witwe in Hamburg, der ich bei meiner dortigen
Anwesenheit das Glück gehabt habe zu gefallen, weil sie mir unendlich gefiel….“
Aufschluss über ihre edle Gesinnung und ihre gebenden Hände
erfährt der Leser aus der noch vorliegenden Korrespondenz. Die Briefe sind in
dem Buch Die Sillems in Hamburg veröffentlicht.
* Der Schöpfer des abgebildeten Familienbildes (siehe oben)
ist der bis heute geschätzte Daniel Chodowiecki. Er portraitierte die Größen
seiner Zeit. So unter anderem den Preußenkönig Friedrich II. (der Große) und
die Dichter Goethe und Schiller. Ins Sillemsche Gemälde setzte er sich selbst zeichnend
ins Bild. Seine „Modelle“ waren Garlieb Helwig und Marie Louise mit den Kindern
Jean (links), Franziska und Jerôme. Der hält einen Federballschläger in der
Hand.
s. auch Hamburger Abendblatt v. 7. 12.1916
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Die Söhne
Adolph, Wilhelm,
Carl und Ernst
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Ein großer Bankier
Wilhelmine
und Jerôme
Sillem
Jerôme
Sillem gehörte
dem Heynschen
Stamm an. Vom Zusammenbruch des napoleonischen
Reiches erfuhr er wahrscheinlich in St. Petersburg, wo er damals mit
seiner
Frau Wilhelmine und fünf
Töchtern zu Hause war. Seine vier
Söhne hatte er der
Obhut von Schwager und Schwägerin überlassen, die in
Hamburg
lebten. Gleichzeitig
empfing er ein höchst attraktives Angebot: Der
Hauptanteilseigner
des
Bankhauses Hope & Co bot ihm die Übernahme eines
Drittels des
Firmenkapitals und die Leitung des Unternehmens an. Jerôme
nahm
das Angebot an
und zog mit der Familie nach
Amsterdam.
Mit großem Engagement führte der
geniale Finanzexperte das Unternehmen in die Spitzengruppe
europäischer
Geldinstitute, hoch geschätzt von der internationalen
Bankenwelt.
In Hamburg gründete
er für zwei
seiner Söhne die Firma
Sillem
& Co. Beide stattete er für den
Einschuss mit je 1000 000 Bancomark aus. Börsianer empfanden
dies
als eine ungewöhnliche
hohe Summe. Sohn Carl (1802-1876),
der der Ahnherr aller in Deutschland
lebenden Sillems ist, war fürs Kaufmännische weniger
geeignet. Er wäre lieber
Landwirt geworden. Bruder Wilhelm (1804-1885),
der bei Hope & Co. in die
Lehre gegangen war, zeigte zwar kaufmännisches Geschick,
entwickelte sich
jedoch zu einem leichtfertigen Spekulanten. Sein
„Paradestück“
leistete er
sich, als er der polnischen Regierung einen Kredit in schwindelnder
Höhe
gewährte: Eine Vorfinanzierung auf die Ernte des Jahres. Das
Geld
diente den
Polen zur Finanzierung eines Feldzuges gegen Russland. Das
Zarenreich
obsiegte
und das
führte die Firma Sillem &
Co. in den Konkurs. Vater Jerôme war zutiefst
enttäuscht.
Und das nicht nur
wegen des Kapitalverlustes. Schließlich war er Hofbankier des
russischen Zaren!
Jerôme lebte nur noch kurze Zeit. Seine Nachfolge bei Hope
&
Co. übernahm
Sohn Ernst (1807-1861).
Ehefrau Henriette,
Tochter des Rigaer Bürgermeisters,
und er sind die Gründer des holländischen
Astes der Familie Sillem. In den Niederlanden
leben heute mehr Namensträger als in Deutschland.
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An Hamburgs
Jungfernstieg
Hotel de Russie und
Sillem's Bazar
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Ein kreativer Spekulant

Wilhelm Sillem hatte
keine Lehren aus dem von ihm angerichteten Desaster gezogen. Im
Gegenteil: Er
setzte auch weiterhin auf Spekulationsgewinne. Zunächst begab
er
sich mit seiner
zahlreichen Familie nach London,
wo er in der Firma seines Onkels Hermann
Sillem (1788-1849) eine Anstellung fand.
Hermann war
einer von
Jerômes jüngeren
Brüdern. Er und seine aus Kassel stammende Ehefrau sind die
Gründer des englischen
Astes
der Familie Sillem. Nur zwei Jahre hielt es Wilhelm in London.
Dann versuchte er in Mexiko sein Glück. Seine dortigen Partner
entzogen ihm
wegen gescheiterter Spekulationsgeschäfte schon bald das
Vertrauen. Nach
weiteren vier Jahren kehrte er erfolglos nach Hamburg zurück.
Mit
seiner
vermögenden Mutter im Rücken startete er zwei neue
Projekte.
In Hamburgs
Innenstadt ließ er eine Nebenstraße bauen und an
ihr 17
Häuser für Wohlhabende
errichten. Nach
neun Jahren hatte Wilhelm erst 9
Häuser verkauft.
Den Rest
übernahm und vermarktete sein Bruder Adolph Sillem
(1811-1884).
Dann ließ
Wilhelm an Hamburgs Prachtmeile namens Jungfernstieg die erste
glasüberdachte
Einkaufspassage
Deutschlands und ein Hotel errichten. „Sillem’s
Bazar“
begeisterte
die Öffentlichkeit zunächst. Doch aufgrund
unbedachter
Fehleinschätzungen zog
sich das zahlungskräftige Publikum nach und nach
zurück.
Bereits nach 40 Jahren
wurden Hotel und Passage abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.
Beide
Projekte waren gescheitert. Die Familie hatte viel Geld verloren. Sie
ließ den
Spekulanten unter Kuratel stellen. Man gewährte ihm ein festes
Jahreseinkommen und
veranlasste ihn, die Stadt zu verlassen. Mit Ehefrau und Kindern begab sich Wilhelm nach Genf, wo
er den Rest seines
Lebens verbrachte. Dort widmete er sich ganz der
Armenfürsorge.
Das ihm
verbliebene Vermögen teilte er mit Bedürftigen der
Stadt. Man
nannte ihn den
„Vater der Armen“ und benannte sogar eine
Straße nach ihm. Sein
Sohn Wilhelm
Sillem (1842-1904) wurde Landwirt. Er wanderte mit seiner
Familie nach Argentinien aus.
Seine aus der Schweiz stammende Ehefrau und er sind die
Gründer des argentinischen
Astes
der Familie Sillem.
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Ende
Dieses sind
Ausschnitte aus einer Familienchronik, die
den Titel „Die
Sillems in
Hamburg“
führt. Das in deutscher Sprache verfasste und reich bebilderte
Buch umfasst 260
Seiten. Autor ist der in Hamburg lebende Hans-Wolff Sillem.
Die Chronik kann über sillemhw@t-online.de erworben werden.
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Zum
Vergrößern auf die
Bilder klicken!
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