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Garlieb Sillem, im Niederdeutschen Garlev Sylm genannt,
wurde am 15. Juli des Jahres 1676 in Hamburg geboren. Nach Abschluss seiner
schulischen Ausbildung auf der Gelehrtenschule des Johanneums nahm er das
juristische Studium in Frankfurt an der
Oder und in Halle an der
Saale auf. Danach ließ er sich als Advokat in Hamburg nieder.
Im Auftrage des in Wien residierenden Kaisers Karl VI. arbeitete
eine Kommission an einer neuen Stadtverfassung, nachdem Hamburg jahrzehntelang
durch politische Turbulenzen aus dem Ruder gelaufen war. Man ernannte Garlieb
zu einem der vier Syndici, die damals auf das politische Geschehen Einfluss
nahmen, und beauftragte ihn, an der inhaltlichen Gestaltung der neuen
Verfassung mitzuwirken. Daneben übernahm er den Vorsitz einer Sanitätskommission.
Der Auftrag lautete, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die sich auf Hamburg
zu bewegende Beulenpest nicht in die Stadt eindringen zu lassen. Wenig später erwählte
man ihn zum Ratsherrn und nicht lange danach zu einem der vier Bürgermeister
der Stadt. Höhepunkt seiner Karriere war die Ernennung zum „worthaltenden“
Stadtoberhaupt, eine Position, die der Würde regierender Herzöge und Fürsten entsprach.
Im Hanseatischen Magazin aus dem
Jahre 1801 ist über den für Hamburgs Geschicke so verdienstvollen Garlieb Sillem
das Folgende zu lesen:
„Kraftvoll
und rastlos thätig für Menschenwohl und Vaterland in trüben Zeiten von Bürgerzwist,
fremder Übermacht und Pest, der hauptsächlich er, als Gründer und Chef der
damaligen temporellen Sanitäts-Deputation Damm und Riegel setzte; späterhin in
ruhigen Zeiten fester und glücklicher Leiter der geläuterten Verfassung“.
Ein langes Leben war Garlieb Sillem nicht beschieden. Er
starb im Alter von 56 Jahren. Ein Zeitgenosse berichtete:
„In
der Nacht des 26. Dezember 1732 verstarb Se. Magnifizenz, der Hoch-Edle, Fest-
und Hochgelahrte Herr, Herr Garlieb Sillem, J.U.L. (Juris Utriusque
Licentiatus), ältester und p. t.
präsidierender hochverdienter Bürgermeister. Am 5. Januar 1733 wurde er mit
einem hochansehnlichen und sehr zahlreichen Leichen-Conduct, unter Begleitung
von 420 Paar der vornehmsten Kaufleute und Bürger, ohne der Anzahl von
Gelehrten, Priester und Trauerleute, bei einer ausnehmenden Trauermusik in der
hiesigen St. Petri-Kirche zur Erden bestattet.“
In einem Schwanengesang
hatte Garlieb die Texte für die
Trauergesänge selbst gedichtet, die bei seiner Leichenfeier vorgetragen werden
sollten. Vertont hatte das Opus der berühmte Komponist und Konzertmeister Georg
Philipp Telemann. Da es Sitte war, nach dem Hinscheiden hochgestellter
Persönlichkeiten Professoren des Johanneums mit huldigenden Worten aufwarten zu
lassen, verfügte Garlieb:
„Dem
Herrn Verfasser des Programms will ich auf die Seele gebunden haben, sich aller Schmeicheleien und Lobeserhebungen
darinnen zu enthalten. Es sind dieselben nichts nütze und nur bei meinem Leben sehr ärgerlich
jederzeit gewesen. Sollte ich etwas Gutes in der Welt ausgerichtet haben, wohin
ich mich wenigstens unter göttlichem Beistand bestrebet, so habe ich je dennoch
nichts gethan, als was ich schuldig gewesen und werde Gott und Menschen nichts
desto weniger ein unnützer Knecht verbleiben“.
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Dr.
Jürgen Sillem gewann 1993 den Telemann-Spezialisten Professor Michael Schneider
(Musikhochschule in Frankfurt a. M.) zur Wiederaufführung der Trauermusik (samt
CD-Aufnahme). Eine CD mit einer Aufnahme des La Stagione Orchesters Frankfurt ist bei Amazon erhältlich (s. hier).
Ebenfalls bei Amazon findet sich diese Rezension von John Middleton (Auckland, New Zealand) ( Quelle):
Music To Die For (March 25, 2006)
Long
ago the mayor of Hamburg was one Garlieb Sillem. Hardly a household
name today (though of course, I can't speak for the Hamburgers
themselves, as I live a world away in New Zealand), but at the time a
most famous and honoured gentleman.
Mr. Sillem died at the
end of 1732, prompting Telemann to write his memorable funeral music -
"Schwanengesang 1733" (Swansong). Interestingly the text he set was
penned my none other than Mr. Sillem himself; thus the title.
Telemann's tribute to the late mayor was very much admired at the time,
and was repeated later on in public concerts. During his long life
Telemann managed to outlive a further eight Hamburg mayors, composing
similar works for them all.
Throughout the work in
question Telemann employs the unusual effect of muted trumpets, giving
a unique quality. A stately and moving Sinfonia sets the scene
wonderfully, and the following chorales, recits and arias hold the
attention with their variety and quality. The impressive bass (Gotthold
Schwarz) gets the lion's share of solos, but all the soloists have
their moments of glory and are first rate. They are each matched up
with one other singer for the choruses which creates a pure and clear
sound.
The cantata on the same disc is equally rewarding. Top marks too to Michael Schneider and his Frankfurt orchestra.
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