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Schwanengesang 1733

 

Die Trauermusik für den Bürgermeister Garlieb Sillem, komponiert von Georg Philipp Telemann (1681-1767)




         
Georg Philipp Telemann
 (1681-1767)

Garlieb Sillem
(1676-1732)
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Garlieb Sillem, im Niederdeutschen Garlev Sylm genannt, wurde am 15. Juli des Jahres 1676 in Hamburg geboren. Nach Abschluss seiner schulischen Ausbildung auf der Gelehrtenschule des Johanneums nahm er das juristische Studium in Frankfurt an der Oder und in Halle an der Saale auf. Danach ließ er sich als Advokat in Hamburg nieder.
 
Im Auftrage des in Wien residierenden Kaisers Karl VI. arbeitete eine Kommission an einer neuen Stadtverfassung, nachdem Hamburg jahrzehntelang durch politische Turbulenzen aus dem Ruder gelaufen war. Man ernannte Garlieb zu einem der vier Syndici, die damals auf das politische Geschehen Einfluss nahmen, und beauftragte ihn, an der inhaltlichen Gestaltung der neuen Verfassung mitzuwirken. Daneben übernahm er den Vorsitz einer Sanitätskommission. Der Auftrag lautete, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die sich auf Hamburg zu bewegende Beulenpest nicht in die Stadt eindringen zu lassen. Wenig später erwählte man ihn zum Ratsherrn und nicht lange danach zu einem der vier Bürgermeister der Stadt. Höhepunkt seiner Karriere war die Ernennung zum „worthaltenden“ Stadtoberhaupt, eine Position, die der Würde regierender Herzöge und Fürsten entsprach. Im Hanseatischen Magazin aus dem Jahre 1801 ist über den für Hamburgs Geschicke so verdienstvollen Garlieb Sillem das Folgende zu lesen:

Kraftvoll und rastlos thätig für Menschenwohl und Vaterland in trüben Zeiten von Bürgerzwist, fremder Übermacht und Pest, der hauptsächlich er, als Gründer und Chef der damaligen temporellen Sanitäts-Deputation Damm und Riegel setzte; späterhin in ruhigen Zeiten fester und glücklicher Leiter der geläuterten Verfassung“.
 
Ein langes Leben war Garlieb Sillem nicht beschieden. Er starb im Alter von 56 Jahren. Ein Zeitgenosse berichtete:

In der Nacht des 26. Dezember 1732 verstarb Se. Magnifizenz, der Hoch-Edle, Fest- und Hochgelahrte Herr, Herr Garlieb Sillem, J.U.L. (Juris Utriusque Licentiatus), ältester und p. t. präsidierender hochverdienter Bürgermeister. Am 5. Januar 1733 wurde er mit einem hochansehnlichen und sehr zahlreichen Leichen-Conduct, unter Begleitung von 420 Paar der vornehmsten Kaufleute und Bürger, ohne der Anzahl von Gelehrten, Priester und Trauerleute, bei einer ausnehmenden Trauermusik in der hiesigen St. Petri-Kirche zur Erden bestattet.“ 
 
In einem Schwanengesang hatte Garlieb die Texte für die Trauergesänge selbst gedichtet, die bei seiner Leichenfeier vorgetragen werden sollten. Vertont hatte das Opus der berühmte Komponist und Konzertmeister Georg Philipp Telemann. Da es Sitte war, nach dem Hinscheiden hochgestellter Persönlichkeiten Professoren des Johanneums mit huldigenden Worten aufwarten zu lassen, verfügte Garlieb:

„Dem Herrn Verfasser des Programms will ich auf die Seele gebunden haben, sich aller  Schmeicheleien und Lobeserhebungen darinnen zu enthalten. Es sind dieselben nichts nütze  und nur bei meinem Leben sehr ärgerlich jederzeit gewesen. Sollte ich etwas Gutes in der Welt ausgerichtet haben, wohin ich mich wenigstens unter göttlichem Beistand bestrebet, so habe ich je dennoch nichts gethan, als was ich schuldig gewesen und werde Gott und Menschen nichts desto weniger ein unnützer Knecht verbleiben“.


 


   

 CD-Aufnahme Georg Philipp Telemann: Funeral Music for Garlieb Sillem
La Stagione Orchester Frankfurt


 
Dr. Jürgen Sillem gewann 1993 den Telemann-Spezialisten Professor Michael Schneider (Musikhochschule in Frankfurt a. M.) zur Wiederaufführung der Trauermusik (samt CD-Aufnahme). Eine CD mit einer Aufnahme des La Stagione Orchesters Frankfurt ist bei Amazon erhältlich (s. hier).

Ebenfalls bei Amazon findet sich diese Rezension von John Middleton (Auckland, New Zealand) (Quelle):
        
Music To Die For  (March 25, 2006)

Long ago the mayor of Hamburg was one Garlieb Sillem. Hardly a household name today (though of course, I can't speak for the Hamburgers themselves, as I live a world away in New Zealand), but at the time a most famous and honoured gentleman.

Mr. Sillem died at the end of 1732, prompting Telemann to write his memorable funeral music - "Schwanengesang 1733" (Swansong). Interestingly the text he set was penned my none other than Mr. Sillem himself; thus the title. Telemann's tribute to the late mayor was very much admired at the time, and was repeated later on in public concerts. During his long life Telemann managed to outlive a further eight Hamburg mayors, composing similar works for them all.

Throughout the work in question Telemann employs the unusual effect of muted trumpets, giving a unique quality. A stately and moving Sinfonia sets the scene wonderfully, and the following chorales, recits and arias hold the attention with their variety and quality. The impressive bass (Gotthold Schwarz) gets the lion's share of solos, but all the soloists have their moments of glory and are first rate. They are each matched up with one other singer for the choruses which creates a pure and clear sound.

The cantata on the same disc is equally rewarding. Top marks too to Michael Schneider and his Frankfurt orchestra.






©  Copyright 2012  Martin Sillem   -  Zuletzt bearbeitet 1. November 2007